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Industriedenkmal Schraubenfabrik Graba

  • 1910 Gründung von dem aus Suhl stammenden Ernst Zehner
  • 1917/18 Herstellung von Maschinengewehrteilen für den I. Weltkrieg
  • 1929 und 1932 Ausbau der Fabrik
  • 1933 Bau eines Maschinenhauses, Aufstellen einer Verbrennungskraftmaschine
  • 1939/40 Umstellung auf Rüstungsindustrie zum Beginn des II. Weltkrieges
  • nach dem II. Weltkrieg erfolgte ein kontuinierlicher Abbau der Arbeitskräfte
  • 1970 neben dem Firmeninhaber ist nur noch ein Angestellter beschäftigt
  • 1990 Stilllegung
    Maschinensäle lies man so, als hätten diese die Arbeiter nur zu einer kurzen Pause verlassen
  • 1994 Entdeckung und Restauration der Fabrik durch den Verein „Industriearchäologie Thüringen e. V.”

Die Metallschraubenfabrik Saalfeld-Graba zeigt das klassische Fabriksystem um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, die durch den zentralen Antrieb, Transmission und Arbeitsmaschinen gekennzeichnet ist. Die Veränderungen der Produktion und der Produktionsbedingungen im Laufe des 20. Jahrhunderts sind deutlich erkennbar. Jahrelange Ablagerungen von Messingspänen an den Arbeitsmaschinen sind ebenso Ausdruck dessen, wie die noch vorhandenen Einrichtungen des Kontors samt Panzerschrank oder die Kleiderspinde der Arbeiter. Das System von Maschinen und Anlagen, sowie der vollständig erhaltene Bestand der Nebeneinrichtungen zeugen von der Einmaligkeit dieser Fabrik. Eine Besonderheit bilden die auf dem Boden verlegten Lochblechelemente, auf denen die Besucher durch die weitgehend unberührten Maschinensäle geführt werden.

Die Bauarbeiten zur Dachsanierung waren aufwändig. Das großflächig beschädigte Dach erhielt eine den heutigen Anforderungen entsprechende Wärmedämmung, die neuen Oberlichter wurden in einer Stahlkonstruktion gefasst. Holzverschalungen um die historischen Maschinen sicherten deren Unversehrtheit. Gebrauchsspuren sollten für die zukünftigen Besucher des Industriedenkmals „Schraubenfabrik” erhalten bleiben.

Objektbeschreibung

Das ursprüngliche Fabrikgebäude ist ein schlichter Klinkerbau aus der Zeit um 1910. Seine letzte bauliche Erweiterung und Veränderung bis zur  Schließung der Firma erfolgte um das Jahr 1930. Es beherbergt seit dem zwei Maschinensäle, den Antriebsraum sowie das Kontor und die Sozialräume. Die Ausstattung und damit auch das Erscheinungsbild aller dieser Räume haben seit dem Beginn der dreißiger Jahre keine wesentliche Ergänzung bzw. Veränderung erfahren.

Der Maschinenpark umfasst etwa 45 Werkzeugmaschinen. Hierbei handelt es sich vorzugsweise um Drehmaschinen mit unterschiedlichem Automatisierungsgrad, aber auch um Fräs-, Gewindeschneid-, Bohr- und Schleifmaschinen. Keine der Maschinen besitzt einen Einzelantrieb durch Elektromotoren. Vielmehr wurde der gesamte Maschinenpark von einer zentralen Kraftmaschine, zuerst ein Elektromotor, später ein Dieselmotor, angetrieben. Letzterer steht noch heute im Kraftmaschinenraum. Die Energieübertragung bis hin zu den einzelnen Maschinen erfolgte über ein ausgeklügeltes mechanisches System, eine so bezeichnete Transmission. Diese leitete die Antriebsenergie mittels an der Decke befestigter Wellen und Räder von der zentralen Kraftmaschine in alle Teile der Maschinensäle. Die einzelnen Maschinen bezogen dann ihre Antriebskraft über Transmissionsriemen von diesem Übertragungssystem. Dabei konnte jede einzelne Maschine über eine Kupplung mechanisch zu- oder abgeschaltet werden. Die Werkzeugmaschinen füllen die Maschinensäle in ihrer unteren Ebene aus.

Das Transmissionssystem hingegen bestimmt in beeindruckender Weise das Erscheinungsbild der Maschinensäle in deren mittlerem und oberem Bereich. (Prof. B. Mai aus „Die Schraubenfabrik in Saalfeld”, Objektbeschreibung)

In der Schraubenfabrik Zehner wurden Schrauben, Muttern und Fassonteile, auch in Kleinstmengen hergestellt. Aufgrund ausbleibender Aufträge in der Nachwendezeit und des einsturzgefährdeten Daches musste im Jahre 1990 die Produktion eingestellt werden.