IBA-Projekt Werkhaus

An der Beulwitzer Straße entsteht 2022/2023 ein Werkhaus für das Quartier als dringend benötigte soziale, kulturelle und integrative Infrastruktur. 

Das Gelände der Alten Kaserne hat sich zum kulturell vielfältigsten und jüngsten Wohnquartier im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt entwickelt. Durch das Schaffen von Begegnungs-, Entfaltungs- und Arbeitsräumen im Werkhaus kann dieses Zusammenleben zur Chance werden.

Mit seinem innovativen Konzept und experimentellen Entstehungsprozess ist das Werkhaus ein Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen. 2023 wird das Werkhaus zusammen mit etwa 30 anderen Modellprojekten präsentiert, vor Ort und im Eiermannbau in Apolda.

 

Zusammenspiel von nachhaltigem Bauen und Beteiligung

Partizipation und das gemeinsame kreative Schaffen stehen sowohl bei der Planung, beim Bau als auch bei der späteren Nutzung des zukünftigen Werkhauses im Mittelpunkt. Aus dem Arbeitsprozess können ein gegenseitiges Verständnis, eine neue Quartiers-Identität sowie ein Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung erwachsen. Gleichzeitig entsteht eine Verbundenheit zum Werkhaus, was den Betrieb und den Unterhalt begünstigt.

Die Partizipation erfolgt in mehreren Stufen. So nehmen die Anwohner und Nutzer an der Planung des Ausbaus der Kernmodule, der Erweiterungen und der Freiflächen teil. Die Bauabschnitte gliedern sich in ein durch Fachfirmen errichtetes Gebäude, sowie Ausbaumaßnahmen, die Helfer und Anwohner mit fachlicher Unterstützung des Werkhausmanagers leisten, wie z.B. die Fassaden, deren Holzverkleidung aus dem stadteigenen Wald stammt und in Eigenleistung angebracht wird. 

„Die Beteiligung an den Selbstbauphasen erstreckt sich nicht nur auf die Anwohner. Vielmehr sind auch Unternehmen u. a mit ihren Azubis eingeladen, mitzutun, denn es geht nicht nur um das Quartier, sondern um das Miteinander der Menschen. Zudem werden im Sinne eines ressourcenschonenden Bauens vorhandene Baustoffe z. B. Materialien aus dem Abriss des Hauses Auf dem Graben 6 wiederverwendet werden. Die Frage ist dabei stets, wie wenig ist genug“, verdeutlicht Hanka Giller vom Amt für Jugendarbeit, Sport, Soziales den Nachhaltigkeitsgedanken. Um Erwachsene wie Kinder und Jugendliche ins Geschehen besser einzubeziehen, finden während der Sommerwerkstatt in den Sommerferien u. a. Workshops zum Mauern, Tischlern und Kochen statt.  

Werkhaus als modularer Bau

Der Entwurf sieht ein in verschiedene Baukörper gegliedertes Gebäude vor. Entlang der Beulwitzer Straße ordnen sich Kernräume in modularer Bauweise an. Beidseitig werden diese durch Anbauten in unterschiedlichen Größen und Qualitäten ergänzt. In den Kernräumen werden u.a. Büros, Küche, Sanitär, Hausanschluss eingeordnet. Damit steht das Rückgrat des Werkhauses, das durch differenzierte Anbaute erweitert werden kann. Die Freifläche zur Straße dient der Begegnung und öffentlichen Nutzungen. Gegliedert durch die Anbauten entstehen im rückwärtigen Bereich der Hof zum Werken und weitere Aktionsflächen. Perspektivisch kann dieses räumliche Prinzip entlang der Beulwitzer Straße weitergeführt und fortentwickelt werden.

Hintergrund

Seit 2015 entwickeln das Bildungszentrum Saalfeld, die Stadt Saalfeld/Saale und viele weitere Partner die Werkhaus-Idee anhand von Werkstätten, Freiraumaktivitäten und temporären Raummodulen konsequent weiter.

Architekten des Werkhauses sind SIGMA PLAN Weimar. Das städtebauliche Konzept und die Grundidee gehen auf einen Vorentwurf der ARGE ifau Berlin mit Jesko Fezer und Projektbüro Hamburg zurück. Die Freiraumplanung liegt bei IHLE Landschaftsarchitekten, Weimar. Der Bauprozess mit den Anwohnern als Partizipation wird von Dirk Böhme, Bauwerk 13, aus Saalfeld als Werkhausmanager und dem Quartiersmanagement mit dem Bildungszentrum Saalfeld begleitet.

Die Baukosten des Gebäudes belaufen sich auf 1,15 Millionen Euro. Hinzu kommen Kosten für die Planung und Gestaltung des Freiraums in Höhe von 310.000 Euro. Beides wird zu 90 Prozent aus Mitteln der Städtebauförderung von Bund und Freistaat sowie IBA-Ergänzungsmitteln finanziert. Der Eigenanteil der Stadt Saalfeld/Saale beträgt 10 Prozent. Geplant ist, das Werkhaus im September 2023 zu eröffnen.