IBA-Projekt Werkhaus
Im Zusammenspiel von nachhaltigem Bauen und Beteiligung sind in der Beulwitzer Straße in Saalfeld/Saale neue Begegnungs-, Entfaltungs- und Arbeitsräume geschaffen worden.
Mit seinem innovativen Konzept und experimentellen Entstehungsprozess ist das Werkhaus ein Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen. 2023 wurde das Werkhaus zusammen mit etwa 30 anderen Modellprojekten präsentiert, vor Ort und im Eiermannbau in Apolda.
Zusammenspiel von nachhaltigem Bauen und Beteiligung

Partizipation und das gemeinsame kreative Schaffen stehen sowohl bei der Planung, beim Bau als auch bei der späteren Nutzung des zukünftigen Werkhauses im Mittelpunkt. Aus dem Arbeitsprozess können ein gegenseitiges Verständnis, eine neue Quartiers-Identität sowie ein Gefühl der Zugehörigkeit und Wertschätzung erwachsen. Gleichzeitig entsteht eine Verbundenheit zum Werkhaus, was den Betrieb und den Unterhalt begünstigt.
Die Partizipation erfolgt in mehreren Stufen. So nehmen die Anwohner und Nutzer an der Planung des Ausbaus der Kernmodule, der Erweiterungen und der Freiflächen teil. Die Bauabschnitte gliedern sich in ein durch Fachfirmen errichtetes Gebäude, sowie Ausbaumaßnahmen, die Helfer und Anwohner mit fachlicher Unterstützung des Werkhausmanagers leisten, wie z.B. die Fassaden, deren Holzverkleidung aus dem stadteigenen Wald stammt und in Eigenleistung angebracht wird.
„Die Beteiligung an den Selbstbauphasen erstreckt sich nicht nur auf die Anwohner. Vielmehr sind auch Unternehmen u. a mit ihren Azubis eingeladen, mitzutun, denn es geht nicht nur um das Quartier, sondern um das Miteinander der Menschen. Zudem werden im Sinne eines ressourcenschonenden Bauens vorhandene Baustoffe z. B. Materialien aus dem Abriss des Hauses Auf dem Graben 6 wiederverwendet. Die Frage ist dabei stets, wie wenig ist genug“, verdeutlicht Hanka Giller vom Amt für Jugendarbeit, Sport, Soziales den Nachhaltigkeitsgedanken. Um Erwachsene wie Kinder und Jugendliche ins Geschehen besser einzubeziehen, finden während der Sommerwerkstatt in den Sommerferien u. a. Workshops zum Mauern, Tischlern und Kochen statt.
Werkhaus als modularer Bau

Das Werkhaus als modularer Holzbau mit seinen etwa 580 m² Nettogrundfläche gliedert sich in multifunktionale Innenräume und überdachte Außenräume. Entlang der Beulwitzer Straße ordnen sich die Kernräume sowie der große Multifunktionsraum an. In den Kernräumen sind u.a. Büros, Küche, Sanitär, Hausanschluss eingeordnet. Damit steht das Rückgrat des Werkhauses, das durch differenzierte Anbauten erweitert werden kann. Die Freifläche zur Straße dient der Begegnung und öffentlichen Nutzungen. Gegliedert durch die Anbauten entstehen im rückwärtigen Bereich der Hof zum Werken und weitere Aktionsflächen. Perspektivisch kann dieses räumliche Prinzip entlang der Beulwitzer Straße weitergeführt und fortentwickelt werden.
Hintergrund
Seit 2015 haben das Bildungszentrum Saalfeld, die Stadt Saalfeld/Saale und viele weitere Partner die Werkhaus-Idee im Rahmen von Werkstätten, Freiraumaktivitäten und temporären Raummodulen entwickelt.
Architekten des Werkhauses sind SIGMA PLAN Weimar. Das städtebauliche Konzept und die Grundidee gehen auf einen Vorentwurf der ARGE ifau Berlin mit Jesko Fezer und Projektbüro Hamburg zurück. Die Freiraumplanung liegt bei IHLE Landschaftsarchitekten, Weimar. Der Bauprozess mit den Anwohnern als Partizipation wird von Dirk Böhme, Bauwerk 13, aus Saalfeld als Werkhausmanager und dem Quartiersmanagement mit dem Bildungszentrum Saalfeld begleitet.