Vortrag „Wie George Orwells Roman ‚1984‘ fast in der DDR erschienen wäre“

George Orwells Roman '1984' spielte eine zentrale Rolle in den Debatten des Kalten Krieges. Seine literarische Darstellung eines totalitären Systems wurde beiderseits des Eisernen Vorhangs überwiegend und einseitig als Kritik am Stalinismus verstanden, den der Sozialist Orwell bei den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg selbst erlebt hatte. Im gesamten Ostblock war der Roman verboten. Besitz oder Weitergabe konnten ins Gefängnis führen. Das Jahr 1984 brachte eine veränderte Sicht auf den Roman. Im Osten versuchte man, dem Westen damit einen Spiegel vorzuhalten, ihn als Kritik an westlichen „Missständen" zu interpretieren. Fünf Jahre später gab es beim Verlag Volk und Welt Berlin dann Vorbereitungen für eine Edition, die aber durch den Mauerfall obsolet wurden.
Seine Wortschöpfungen, wie „Big Brother“, leben heute in unserem Wortschatz fort.
Wolfgang Both (*1950) ist promovierter Informationstechniker und lebt in Berlin. Früh entdeckte er die Science Fiction, ist seit 1973 im Fandom aktiv und hat Sachbücher sowie Aufsätze zum Thema verfasst. Seine Geschichte linker Utopien Rote Blaupausen wurde 2008 mit dem Kurd-Laßwitz-Preis geehrt. 2021 erschien eine erweiterte Neuausgabe bei Memoranda. Seit mehr als zehn Jahren befasst er sich auch mit der frühen Raumfahrtgeschichte und hat dazu das Buch Kulturaufgabe Weltraumschiff – Die Geschichte des Vereins für Raumschiffahrt (2020) veröffentlicht. Für den Ausstellungsteil „SF in der DDR“ im Rahmen von „Leseland DDR“ erhielt er 2023 den Kurd-Laßwitz-Preis.
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