Werkhaus Beulwitzer Straße im IBA Finale 2023
Die erste Etappe der finalen IBA Tour führte gestern den Fachbeirat und das Team der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen nach Saalfeld/Saale, genauer in das Quartier Beulwitzer Straße. Dort überreichte Marta Doehler-Behzadi, IBA-Geschäftsführerin, die Urkunde zur Aufnahme des IBA Projekts in die IBA Abschlusspräsentation an Hanka Giller, Amt für Jugend, Sport und Soziales, und Claudia Schaar, Hochbauamt. Dieser symbolische Akt ist die finale Auszeichnung, welche ein Projekt im Rahmen der IBA Thüringen erreichen kann. Hanka Giller: „Mit dem Bau des Werkhauses wandelt sich die Alte Kaserne zu einem Stadtteil mit Zukunftschancen. Die IBA Thüringen gibt uns dabei starken Rückenwind.“ Der Auszeichnung wohnten auch zwei Hauptakteure mit bei: Werkhausmanager Dirk Böhme und Christian Uthe von der mobilen Jugendarbeit.
Mit dem Bau des Werkhauses wandelt sich das Quartier Beulwitzer Straße zu einem Stadtteil mit Zukunftschancen und hat als „Raum zum Ankommen“ ein große Bedeutung für eine neue Willkommenskultur. „Bereits die Planung und der Bauprozesses boten viele Anlässe für Begegnung, Zusammenarbeit und persönliche Entwicklung. Die vielfältigen Hintergründe und Fähigkeiten der Anwohner und Geflüchteten werden hier zum Potenzial für das Quartier und die Region", betonte Fachbeiratsmitglied Andrea Hofmann in ihrer Rede.
Startschuss: Sommerwerkstatt 2017
2016 suchte die IBA Thüringen nach Akteuren, die die Willkommenskultur in ihrem räumlichen Umfeld stärken wollten. Mit ihrer Bewerbung wurde die Stadt Saalfeld/Saale IBA Kandidat. Deren Wohngebiet an der Beulwitzer Straße ist das bunteste und jüngste Quartier im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Seither haben die Stadt und ihre Partner die Quartiersentwicklung mit Unterstützung der IBA Thüringen konsequent verfolgt. Während einer Sommerwerkstatt 2017 entstand die Vision eines multifunktionalen, modularen Gebäudes mit Werkräumen zum Bauen, Reparieren, Kochen, Nähen sowie mit Flächen für kleinteiligen Handel, ein Café, Begegnung und Bildung und unterschiedlichen Freibereichen für Garten, Sport und Spiel: das Werkhaus.
Schnittstelle zwischen Stadt und Land
Im September 2022 begann der Bau. Das Richtfest und erste Nutzungen finden 2023 statt. Auf rund 570 Quadratmetern wird es Platz für multifunktionale Innenräume sowie überdachte Außenräume bieten. Das Werkhaus ist zudem eine Reaktion auf die Herausforderungen und Chancen der Migration sowie auf die Mängel und Potenziale im Wohnumfeld. An der Schnittstelle zwischen Stadt und Land, Wohnen und Gewerbe, Herkunft und Zukunft, Jugend und Arbeitswelt entsteht eine dringend benötigte soziale Infrastruktur. Als Scharnier und Sprungbrett soll das Werkhaus Talente sichtbar machen, den Dialog befördern und die Selbsthilfe aktivieren.
Hintergrund IBA
Internationale Bauausstellungen, kurz „IBA“, gibt es seit über 100 Jahren. Sie entstehen aus gesellschaftlichem Reform- und Gestaltungsbedarf, auf den IBAs mit programmatischen Projekten reagieren. Während die ersten IBAs innovative Architektur im Maßstab kleiner Ensembles hervorbrachten, sind sie heute komplexe Baukultur-Ausstellungen im großen Maßstab, die neben ästhetischen und technologischen Aspekten zunehmend auch soziale, wirtschaftliche und ökologische Fragen bearbeiten. Unter dem Leitthema „StadtLand“ bearbeitete die IBA Thüringen seit ihrem Projektaufruf 2014 aktiv die kleinteilige Siedlungsstruktur des Landes und suchte neue stadtlandschaftliche Lebensmodelle und Organisationsformen. Sie unterstützte dabei stets Partner:innen im ganzen Land, die neue Vorgehensweisen erproben und Modellprojekte umsetzen wollen. Sie führte auch selbst Initiativprojekte durch, wie den Umbau des Eiermannbaus Apolda zur Open Factory. Dafür öffnete sie experimentelle Denk- und Gestaltungspielräume. Nach einem mehr als zehnjährigen IBA Prozess, förmlich beginnend 2011 mit dem Beschluss der damaligen Landesregierung Thüringens, eine Internationale Bauausstellung durchzuführen, endet die IBA 2023 mit einer Abschlusspräsentation. Die IBA Thüringen hat während ihrer Laufzeit mehr als 50 Projekte und Kandidaten begleitet. 35 werden in die Abschlusspräsentation aufgenommen. Deren individuelle, innovative Projektprozesse, von der Planung über den Bau bis hin zur Fertigstellung, erfüllen die Qualitätsansprüche der Internationalen Bauausstellung Thüringen und leisten einen sehr wertvollen Beitrag für das StadtLand Thüringen. Daher werden diese Projekte und Kandidaten auf Empfehlung des IBA Fachbeirats in die Abschlusspräsentation der IBA Thüringen als Modellvorhaben einer neuen Baukultur „made in Thüringen“ aufgenommen.
Foto: Bildarchiv Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt Martin Modes
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