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AKTUELLES ∎ Nachrichten und Informationen ∎ News vom 25.12.2021

Weihnachts- und Neujahrsbotschaft des Bürgermeisters


Bäume leuchtend, Bäume blendend,
Überall das Süße spendend,
In dem Glanze sich bewegend,
Alt und junges Herz erregend –
Solch ein Fest ist uns bescheret,
Mancher Gaben Schmuck verehret;
Staunend schaun wir auf und nieder,
Hin und her und immer wieder.

– Auszug aus „Bäume leuchtend“ von Johann Wolfgang von Goethe –

Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder, verehrte Gäste und Ehemalige, liebe Freunde unserer Stadt,

4kennen Sie diese Situation, die Goethe so schön beschrieb, ebenso wie ich? „Staunend schauend, auf und nieder, hin und her und immer wieder“ betrachte ich seit Ende November den Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz von meinem Dienstzimmer aus. Besonders in den Stunden des späten Nachmittags und Abends geht von ihm ein erfüllender, Herz und Seele bewegender Glanz aus – und das seit vielen Jahren. Fast so, als wäre alles wie immer und wir bereiten uns alle auf das bevorstehende Weihnachtsfest mit aller Vorfreude und Hektik vor. Doch das „Wie immer“ winkt uns eher nur aus der Vergangenheit zu.

Das Weihnachtsfest 2021 ist das zweite Weihnachten, welches fest in den Händen der Pandemie liegt. Corona hat die ganze Welt nahezu unterschiedslos getroffen und ist Ursache für eine gesundheitliche, gesellschaftliche und ökonomische Krise ungekannten Ausmaßes. Eine reale Geißel, vor der niemand die Augen verschließen kann und die uns alle betrifft. Aus der Bewährungsprobe, geeint und entschlossen zu bleiben, ist in den letzten Wochen und Monaten ein Ringen individueller Freiheiten mit dem Allgemeinwohl geworden. Scheinbar unaufhaltsam wird die seit März 2020 andauernde Krise zum Konflikt.

Während eine Krise eine unabwendbare Phase ist und sich als ein außerordentliches Ereignis zeigt, die stets Gefühle von Beklemmung, Unsicherheit und Angst hervorruft, allgemein aber positiv ausgeht, bringt ein Konflikt hingegen immer Konfrontation, Wettstreit und einen scheinbar unlösbaren Gegensatz hervor, bei dem Menschen in Freunde und zu bekämpfende Feinde eingeteilt werden. Die Logik des Konflikts sucht immer nach Schuldigen, die man abstempelt und verachtet, und nach Gerechten, über die man nichts kommen lässt. Unter die Räder kommen dabei das Zusammengehörigkeitsgefühl und das, was Papst Franziskus als „Soziale Freundschaft“ beschrieb.

Eine irische Weisheit besagt, dass „ein Heilmittel für allen Kummer das Gespräch ist“. Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder, bleiben wir weiter im Gespräch – auch untereinander – und reden miteinander, ohne den Konflikt dabei zu fokussieren. Halten wir, besonders und gerade in der Advents- und Weihnachtszeit, inne und treten einen Schritt zur Seite, um Dinge anders zu sehen und wahrzunehmen. Bereits in meiner letztjährigen Weihnachtsbotschaft regte ich zu diesem Perspektivwechsel an. Im Heute mit Corona-Beschränkungen und Protesten ist jener umso wichtiger, damit unsere Stadtgesellschaft zurück zum Miteinander finden kann. Es braucht weniger das Ich im Wir, sondern mehr das Wir im Ich.

Dass es im Miteinander einfach besser geht, zeigt die steigende Anzahl und damit verbundene Akzeptanz von Bürgerbeteiligung. Die Bereitschaft zum Dialog, klare Ziele und Mitgestaltungsmöglichkeiten, frühzeitiger Beteiligungsbeginn, vielfältige Mitwirkung, Transparenz und verlässlicher Informationsaustausch sowie aus Erfahrung lernen sind für die Stadtentwicklung wesentlich geworden. Allein die breite Beteiligung – online wie offline – zur Entwicklung von Kirchplatz und Blankenburger Straße verdeutlicht das.

Stadtentwicklung und Investitionen gehen zumeist Hand in Hand, sodass in 2021, trotz pandemiebedingter Einnahmenausfälle und Mehrausgaben, u. a. Maßnahmen wie museale Nutzung des Darrtores, Errichtung Bohlenwandbrücke zwischen Obernitz und Reschwitz, Neubau Gewächshaus Bergfried und Herstellung eines Willkommenscenters im Gärtnerhaus Bergfried, Sanierung Regelschule „Geschwister Scholl“ mit Turnhalle und Freisportanlage, 1. und 2. Bauabschnitt Rudolstädter Straße, Pirmasenser Straße, Köditzgasse, Ortsstraßen Reschwitz und Wickersdorf, Straße am Bäume leuchtend, Bäume blendend, Überall das Süße spendend, In dem Glanze sich bewegend, Alt und junges Herz erregend – Solch ein Fest ist uns bescheret, Mancher Gaben Schmuck verehret; Staunend schaun wir auf und nieder, Hin und her und immer wieder. – Auszug aus „Bäume leuchtend“ von Johann Wolfgang von Goethe – 23/21_16. Dezember Stadt Saalfeld/Saale Amtsblatt 17 Bahnhof in Schmiedefeld, Straße Aue am Berg, Neubau Bushaltestelle Käthe-Kollwitz-Straße, Werkhaus Beulwitzer Straße und Neugestaltung Dürerpark begonnen oder verwirklicht werden konnten.

Begegnungen, Ereignisse, Bilder und Emotionen, die im gemeinschaftlichen Gedächtnis bleiben, waren 2021 bedingt durch den langen Lockdown am Anfang des Jahres sowie der kurzen Entspannungszeit im Sommer nicht so reichhaltig wie vor der Pandemie. Dennoch versuchten viele Veranstalter kulturelle Vielfalt im klassischen und subkulturellen Bereich – oft mit gutem Erfolg bei kurzen Planungshorizonten. Allen Akteuren gelten Dank und Anerkennung für das Zuversicht stiftende Engagement.

„Viele kleine Leute in vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ So poetisch umschreibt ein afrikanisches Sprichwort die große Wirkung kleiner Taten. Und eine bessere und schönere Charakterisierung von ehrenamtlichem Engagement lässt sich tatsächlich kaum finden. Ich danke allen Saalfelderinnen und Saalfeldern, die sich 2021 im Ehrenamt engagierten, sehr herzlich. Sie trugen entscheidend dazu bei, dass in unserer Stadt der Gemeinsinn hochgehalten wird. Allein das Starkregenereignis im Juli hätte uns ohne Ehrenamt intensiver be- und getroffen. Ich bitte zudem alle, die sich pandemiebedingt zurückgezogen haben oder vielleicht zurückziehen mussten, an ihr Engagement alsbald, wenn es die Lage zulässt, anzuknüpfen, sowie alle Bürgerinnen und Bürger, die bisher das Ehrenamt nicht suchten, Verantwortung für andere und das Gemeinwohl zu übernehmen. Wenn Menschen nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere beziehungsweise ihr Umfeld Verantwortung übernehmen und tragen, dann kommen wir weiter – in der Stadt, auf dem Land und weltweit. Ein herzlicher Dank gilt ebenso allen Förderern, Sponsoren und Spendern, die ideelle Zwecke und Träume unterstützen.

Der Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate lässt uns auch an jene denken, die weit weg oder nicht mehr unter uns sind. Einige trauern um den Verlust eines geliebten Menschen, andere vermissen Freunde und Familie, während sie sich zu Weihnachten eine einfache Umarmung oder einen Händedruck wünschen. Das erste Weihnachten nach dem Verlust einer geliebten Person ist besonders schwer. Mit dem Tode eines Menschen verliert man vieles, aber niemals die mit ihm verbrachte Zeit. Trauer und Tod sind in diesen Tagen stetige Begleiter auf unseren Intensivstationen. Drohende Erschöpfung sowie lebendiger Kampfgeist und unbezwingbare Aufopferung vereinen sich gerade in besonderem Maße in Ärzten und Pflegepersonal. Auch wenn ein „Danke“ nicht ausreichend die schuldige Wertschätzung ausdrücken kann, bin ich sehr stolz und dankbar dafür, dass die Klinikmannschaft standhaft und trotzig dem aktuellen Sturm begegnet, sich nicht von den widrigen Umständen überwältigen lässt und dafür sorgt, dass es selbst in den dunkelsten und unsichersten Nächten Hoffnung, Trost und Hilfe gibt.

Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder, vor uns liegt ein neues Jahr. Welche Herausforderungen es mit sich bringt, welche Ereignisse, Projekte und Veranstaltungen sowie Bilder und Emotionen mit ihm verbunden sein werden, das alles wissen wir nicht mit Gewissheit – doch das Leben geht weiter, auch mit Corona. Denn sich mit der viralen Urgewalt und pandemischen Ungerechtigkeit abzufinden, würde bedeuten, die Freude und die Hoffnung von Weihnachten zurückzuweisen. Mit Zuversicht und Optimismus, Tatkraft und Mut sowie solidarischem Handeln und Denken werden wir gute Wege finden und beschreiten.

Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder, an Weihnachten feiern wir das Licht Christi, das zu allen in die Welt kommt und nicht nur zu einigen. Jesus wurde in einem Stall geboren, umgeben von seinen liebenden Eltern Maria und Joseph. Wir begreifen Weihnachten oft und gerne als das Fest familiärer Liebe. Die Familie als Wiege des Lebens ist Ort der annehmenden Liebe, des Dialogs, der Vergebung, der Solidarität und der geteilten Freude. Teilen wir diese Erfahrungen mit- und untereinander, um den Frieden in unserer Stadtgesellschaft in Einigkeit, Recht und Freiheit dauerhaft zu bewahren.

Mögen deine Augen vor Freundlichkeit leuchten, wie Wegeslichter in der Nacht, möge dein Herz erwärmen jedes kalte Gemüt, deine Hände, denen reichen die zu fallen drohen, so komme Segen über dich und die deinen.

Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder, mit diesem Irischen Segenswunsch wünsche ich Ihnen ganz persönlich, aber auch im Namen des Stadtrates sowie aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Saalfeld/Saale besinnliche und friedvolle Weihnachten sowie Gesundheit, Gottes Segen und alles Gute für das kommende Jahr. Gesegnete und frohe Weihnachten.

Ihr Dr. Steffen Kania

Bürgermeister der Stadt Saalfeld/Saale


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