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AKTUELLES ∎ Nachrichten und Informationen ∎ News vom 24.12.2022

Weihnachts- und Neujahrsbotschaft des Bürgermeisters 2022


Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder,
verehrte Gäste und Ehemalige,
liebe Freunde unserer Stadt,

in diesen Tagen wird das nahende Weihnachtsfest immer deutlicher am Horizont erkennbar. Innenstadt und Ortsteile erstrahlen im Lichterglanz, Weihnachtsmarkt und Einzelhandel sind von geschäftigem Treiben bestimmt und Weihnachtsfeiern sowie Adventsveranstaltungen bestimmen den Wochenrhythmus. Nach fast drei Jahren Pandemie fühlt sich das nach Normalzustand an. Leider zeichnet sich in vielen Gesichtern dennoch keine unbeschwerte Weihnachtsvorfreude ab. Inflation und die mit dem seit fast 300 Tagen tobenden russischen Angriffskrieg in der Ukraine zusammenhängende Energiekrise ist allgegenwärtig. Erneut eine Krise, die uns alle betrifft und sich unterschiedlich stark auf den Alltag auswirkt. Wir erleben eine Zeit im Dauerkrisenmodus. Bleibt da nicht das Besinnliche an der Advent- und Weihnachtszeit, dieses heimelige Gefühl auf der Strecke?

Ich verspüre dieses Gefühl regelmäßig beim Anzünden der Kerzen am Adventkranz im Familienkreis und erinnere mich dabei an die Geschichte der vier Kerzen mit Namen Frieden, Glaube, Liebe und Hoffnung. Vielleicht kennen Sie diese Geschichte auch, die in mir die Bedeutung der Geburt Christi in einfachen Worten wachhält.

Seit über 180 Jahren gibt es bereits den Adventskranz, der schlicht eine Antwort auf die Frage ist: „Wann ist endlich Weihnachten?“. In Hamburg hatte der evangelische Pfarrer Johann Hinrich Wichern in einer Einrichtung für gefährdete Jugendliche die Idee, die Tage bis Weihnachten mit brennenden Kerzen bildlich zu zählen, da die Kinder immer wieder fragten, wann denn der große Tag endlich sei. Im Verlauf der Zeit entwickelte sich aus dem Wichernschen Adventskranz mit 23 Kerzen – vier große weiße für die Sonntage und 19 kleine rote Kerzen für die Wochentage – der heute übliche Adventskranz mit vier Kerzen. Ich finde die Idee, jeden Tag eine Kerze zu entzünden, bis an Heiligabend schließlich alle Kerzen brennen, durchaus charmant. Warum? In unserer schnelllebigen Zeit werden wir so gewissermaßen „gezwungen“ öfter innezuhalten und sei es nur für den kurzen Moment des Entzündens der Kerzen.

Dass es mehr Innehalten braucht, verdeutlichen uns Tag für Tag Beiträge, Reaktionen und Kommentare in den sozialen Netzwerken. Die Gefahr, von Hassreden betroffen zu sein, steigt seit Jahren. Kein Thema ist davor gefeit, für Hass instrumentalisiert zu werden. Immer kompromissloser werden Diskussionen geführt und Argumente kennen nur Schwarz und Weiß – nicht nur in der digitalen Welt. Gegenseitige verbale Verletzungen gehen tiefer und verfestigen sich. Eine Abwärtsspirale, die wir nur gemeinsam aufhalten können und müssen. Denn bei allen Auseinandersetzungen und unterschiedlichen Meinungen müssen wir uns schlussendlich in die Augen schauen können, jetzt und später. Der Maßstab eines respektvollen, wertschätzenden und stets angemessenen Umgangs miteinander muss wieder Allgemeingültigkeit erlangen. Allzu oft „sieht man den Splitter im fremden Auge, aber nicht den Balken im eigenen“, und pflegt diese Art und Weise der Kommunikation. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich lade Sie ein, den wertschätzenden Austausch miteinander nachhaltig zu beleben, trotz oder gerade wegen aller aktuellen erschwerten Lebensereignisse und -pläne. Gleichzeitig danke ich aus vollem Herzen der großen, oft stillen Mehrheit in unserer Stadt, die Solidarität, Miteinander und Diskussionskultur auch in schwierigen Zeiten erhalten, befördern und wertschätzen.

Gerade in Krisenzeiten fällt auf, wie wichtig das Ehrenamt ist. Auch während der pandemischen Einschränkungen nahm dieses großartige Engagement kaum spürbar ab, trotz vielfach großer persönlicher und familiärer Belastungen. In diesem Jahr haben wir dieses große gesellschaftliche Zusammenwirken vor allem auch rund um die große Zahl der ukrainischen Kriegsvertriebenen erlebt, die nach wie vor vor Krieg und existentieller Not aus ihrem Heimatland flüchten und bei uns eine vorübergehende Heimat suchen. Gleichwohl gehört auch zu den veränderten Realitäten, dass wir alle an unsere Belastungsgrenze kommen, was Aufnahme, Unterbringung, Integration und Versorgung betrifft. Überstark belastet waren in diesem Jahr auch unsere Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr allein bei der Vielzahl an Vegetationsbränden. Sie gingen buchstäblich durch das Feuer und setzten ihr Leben ein, um Leben und Eigentum zu retten und unsere Heimat zu schützen. Dies verdient besonderen Dank und Anerkennung, zumal nicht mehr viele Einwohner den Weg in die Feuerwehr suchen und ihre Zeit der Familie, Freundschaften und persönlichen Freiheit dafür opfern. Ein Problem, das jedoch jedes Ehrenamt mit zunehmendem Ausmaß kennt. Es muss ein Ruck durch das eigene Ich gehen, denn eine Welt ohne ehrenamtliches Engagement ist eine trübere und um viele lebens- und liebenswerte Facetten ärmere. Jede und jeder sollte sich fragen, ob sie oder er in einer solchen Welt aufwachen möchte oder was sie oder er dafür tun kann, dass Feuerwehr, Sport, Kultur, Gesellschaft und Hobbys reichhaltig, stabil und breit verankert bleiben. Allen Saalfelderinnen und Saalfeldern, die sich 2022 ehrenamtlich engagierten, sowie allen Sponsoren und Spendern, die ideelle Träume und Zwecke förderten, danke ich von Herzen. Vielen Dank, dass es Sie gibt und Sie unser zivilgesellschaftliches Haus nicht brüchig werden lassen.

Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder,

dass Krisen nicht alle Entwicklungen verhindern, zeigen die vielen realisierten oder begonnenen Bauprojekte wie u. a. die Sanierung der Turnhalle und der Bau der Freisportanlage der Regelschule „Geschwister Scholl“, der Spatenstich für das Werkhaus Beulwitzer Straße, die museale Nutzung des Saaltores, der weitere Ausbau der B 281 – Rudolstädter Straße, die Köditzgasse, die Straße am Bahnhof in Schmiedefeld, die Neugestaltung des Dürerparks, die Straße Aue am Berg, der Beginn des Abbruchs des Pionierstegs sowie der Rekonstruktion des Prinzessinnengartens im Schlosspark, der Kur- und Erholungswald (Wanderparkplatz, Waldspielplatz), das BienenWandernetz, der Rastplatz an der Bohlenwandbrücke und der Saaleradweg Reschwitz-Weischwitz.

In der Rückschau auf 2022 erinnere mich auch besonders gerne an die vielen Märkte, Feste und Veranstaltungen, die wir in diesem Jahr wieder feiern konnten. Erst zögerlich, denn die Pandemie war nicht vorbei, aber dann mit vollem Schwung, vielen Besuchern, purer Lebensfreude und Saalfelder Gastlichkeit. Europafest, Marktfest, Detscherfest, Bierfest, Märkte an den verkaufsoffenen Sonntagen, Oldtimerausfahrten, Stadtradeln, Klubhausevents, Kleinkunstbühne, Kunst, Kultur und Geschichte im Meininger Hof, Saale-Galerie und Stadtmuseum sowie Vereinsfeste und Kirmsen in den Ortsteilen: Alles reiht sich wie Perlen an einer Kette im städtischen Veranstaltungskalender aneinander, jede für sich wertvoll und schön und in der Gesamtheit prächtig und wesentlich. Allen Veranstaltern und Helfern dafür ein großes Dankeschön.

Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder,

so einfach ein Rückblick auf Vergangenes ist, so schwierig ist der Blick in die Zukunft und das Finden von guten Antworten auf die großen Herausforderungen, die auf uns zukommen. Selten war ein Haushaltsausgleich ferner, selten die Baupreise schwerer kalkulierbar, selten bestand weniger Planungssicherheit für Veranstaltungen und Projekte und selten war die Gesamtstimmung trüber. Die Geschichte der vier Kerzen am Adventskranz endet damit, dass mit dem Licht der vierten Kerze, der Hoffnung, Frieden, Glaube und Liebe wieder entzündet werden können. Gerade in düsteren Zeiten begleiten uns Hoffnung und Zuversicht nahezu täglich, denn daraus schöpfen wir die Kraft für den Optimismus im Alltag. Hoffnung, Zuversicht und die frohe Botschaft am Heiligen Abend lassen mich auf ein gutes Jahr 2023 vertrauen. Wir werden einen ausgeglichenen Haushalt beschließen, wir werden bauen und die Stadtentwicklung nicht ausbremsen, wir werden Feste feiern und Projekte umsetzen. Gemeinsam – Stadtrat, Verwaltung, Bürgerschaft und Bürgermeister – finden wir gute Wege und beschreiten sie. 2023 wird ein ausgesprochen forderndes aber kein düsteres Jahr.

Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder,

mit Worten von Charles Dickens wünsche ich Ihnen ganz persönlich, aber auch im Namen des Stadtrates sowie aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Saalfeld/Saale eine freudige und besinnliche Advents- und Weihnachtszeit, einen Jahreswechsel, der von Hoffnung und Zuversicht bestimmt ist, sowie Frieden, Gottes Segen, Gesundheit und alles Gute für das kommende Jahr:

Ich werde Weihnachten in meinem Herzen ehren und versuchen,
es das ganze Jahr hindurch aufzuheben. 

Charles Dickens

Gesegnete und frohe Weihnachten.

Ihr Dr. Steffen Kania
Bürgermeister der Stadt Saalfeld/Saale



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