Bibliothek des Saalfelder Franziskanerklosters im Stadtmuseum Saalfeld wiederbelebt

Die mittelalterliche Bibliothek des Saalfelder Franziskanerklosters im Stadtmuseum Saalfeld wurde an ihrem originalen Ort wiederbelebt - erstmals nach 500 Jahren! Zum Klosteradvent haben Museumsdirektor Dr. Dirk Henning und der wissenschaftliche Mitarbeiter Pascal Müller das Projekt, das 2024 begonnen wurde, eröffnet.

 

„Das Saalfelder Franziskanerkloster, das den umfänglichsten erhaltenen Klosterkomplex aus spätgotischer Zeit in Thüringen darstellt, ist das einzige Franziskanerkloster in ganz Mitteldeutschland, dessen originaler Bibliotheksraum und dessen einstiger Buchbestand zumindest teilweise bis heute an Ort und Stelle erhalten sind“, berichtete Museumsdirektor Dr. Dirk Henning und erläuterte weiter:

„Vier Jahre nachdem 1524 die Reformation in Saalfeld begann, beschlossen die Mönche des Franziskanerklosters, die inzwischen am Fortbestand ihres Konvents zweifelten, ihren wertvollsten Besitz der Nachwelt zu erhalten: Den Buchbestand des Klosters. Der umfasste vermutlich einige hundert Bände, vor allem theologische und juristische Literatur. Insgesamt 29 davon wurden dem Saalfelder Stadtrat übergeben, versehen mit der Auflage, diese Werke bei ‚Beruhigung‘ der religionspolitischen Lage wieder zurückzuerhalten. Da sich die Lage aber nicht ‚beruhigte‘, sondern das Kloster tatsächlich aufgehoben wurde, blieb es bei der Übergabe. Die Bücher verblieben an ihrem ursprünglichen Standort und bildeten den Grundstock für die Bibliothek der städtischen Schule, die ins ehemalige Kloster einzog und bis Ende des 19. Jahrhunderts dortblieb. Danach gelangten die Bücher in die Sammlung des 1904 gegründeten Museums, das seither die Klostergebäude nutzt. So sind sie durchgehend am ursprünglichen Ort geblieben.“

Der eröffnete Bibliotheksraum entstand kurz vor der Reformation als auf die bereits vorhandene Sakristei des 13. Jahrhunderts im Erdgeschoss ein Obergeschoss aufgesetzt wurde. Eine Wandinschrift in diesem Raum nennt das Jahr 1497, wohl das Datum der Fertigstellung, und zeigt ein Meisterwappen mit dem Namen „Hains Doering“, wohl der Baumeister. Diese exakten Informationen sind einzigartig in der Baugeschichte des Klosters.  Nach der Reformation nutzte auch die Saalfelder Schule den Raum für Bibliothekszwecke. Nach seiner Übernahme durch das Museum war er Ausstellungsort für verschiedene Sammlungsbereiche, zuletzt für die Münzsammlung. Die Wiedereinrichtung als Klosterbibliothek erfolgte mit Förderung durch den Freistaat Thüringen und in enger Zusammenarbeit mit dem Gestalter Mirko Albrecht aus Gera.

Mit der Eröffnung der Klosterbibliothek hat das Langzeitprojekt „Museum 2.0“, bei dem es um eine bessere Präsentation dieses einzigartigen Klosters geht, einen großen Schritt voran gemacht. Nächstes Jahr geht es weiter mit der Wiederherstellung der Klosterküche und einer Mönchszelle, ebenfalls an originalen Orten, und der Sichtbarmachung der spätmittelalterlichen Fußbodenheizung des Franziskanerklosters im Speiseraum der Mönche, dem heutigen Vortragsraum.